Literarische Melange erfreute im Kunsthaus Angelmodde
Von Andreas Hasenkamp (Münster-Stadtteile: Münster-Angelmodde)
Münster-Angelmodde. Den Künstlern von „Melange“ gelang es am Sonntag glänzend, im Kunsthaus Angelmodde Kleinkunst in gelöster Kaffee-Atmosphäre zu präsentieren.
Melange ist ein Zusammenschluß von Kulturinteressierten und Künstlern, Kulturwissenschaftlern und -Vermittlern in der Tradition der europäischen Salon- und Kaffeehauskultur. An diesem sonnigen Nachmittag unterhielten Kristi Kiss, Dieter Treeck und Thomas Eicher die Gäste mit einem Strauß teils sehr, teils kaum bekannter Literaten. Der rote Faden: Kaffeehausgeschichten.
Wer als Schriftsteller die Lebensform Kaffeehaus lebt, reflektiert sie auch. So auch der in Deutschland weniger Bekannte Frigyes Karinthy (1887 bis 1938). In „Ich geh nach Hause“ zeigt er die Abhängigkeit der eigenen Schaffenskraft vom Mikrokosmos Kaffeehaus, ein Selbstgespräch, das Krizsti Kiss auf das Lebendigste darstellt. Kiss ist gelernte Schauspielerin - ein Pfund, mit dem sie wuchern kann und nicht nur Stücke wie „Ein Buch für Marischka“ von Karinthy, sondern auch das in Teilen wiederholende „Humor“ des Dichters, Romanciers und Kabarettisten Georg Kreisler so ausdrucksstark intoniert, wie es nur möglich ist. Kreislers „Der Eckensteher“ erzwingt einen anderen Blick auf den Sinn von Arbeit. Überhaupt haben bei allem Humor die von den Melange-Künstlern gewählten Texte alle eine nachdenkliche Seite, in besonderem Maße „Der Eckensteher“ und Egon Friedells „Die Todesnachricht“ oder Alfred Polgars Schilderungen. Sarkasmus, der aus dem vollen Leben schöpft, kennzeichnet das von Thomas Eicher gelesene „Die Versicherung“.
Einen humorvollen kleinen Ehe-Zwist liefern sich Krizsti Kiss und Dieter Treeck im Angelmodder Kunsthaus.
Foto: -anh-
Eine andere Art von Literatur bieten die Stücke von Dieter Treeck. In elegante Verse gekleidet finden sich alltägliche Beobachtungen und Erlebnisse, die Treeck mit Ironie salzt und gelegentlichem Sarkasmus pfeffert, so bei der betriebswirtschaftlichen Betrachtung der eminenten Kosten des ausgedehnten Aufenthalts von Kaffeehaus-Literaten für jene Etablissements. Einen versöhnlichen kleinen Ehe-Zwist parodiert das Duo Kiss und Treeck in „Ich denke, du denkst zu viel“.
Anderthalb Dutzend gebannte Ohrenpaare gönnten sich dieses ironische, lustige, nachdenkliche Spektakel bei schönstem Wetter im akustisch angenehmen Kunsthaus und spendeten herzlichen Beifall.
Die „Kaffeehausgeschichten“ sind Auftakt einer Serie im Kunsthaus Angelmodde. Sie umfasst Wilhelm Busch (1. Mai), Woody Allen und „Literatur und Alkohol“.
Andreas Hasenkamp
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